Headhunter*innen: Die Jagd nach Talenten

Zuletzt aktualisiert:
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03
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2021
11.3.21
20/3/2023
20/3/2023
Minuten Lesedauer
Luisa Spardel
Recruitee
Erfahren Sie, wie Headhunter*innen Unternehmen dabei helfen, die besten Talente zu finden und welche Vorteile das gezielte Recruiting für Sie bietet.
Inhalt

Noch immer ist der Begriff Headhunter*in im deutschen Sprachgebrauch zu finden, selbst wenn sich das Tätigkeitsfeld um einiges geändert hat. Früher wurden Headhunter*innen in der Tat losgeschickt, um Kandidat*innen für eine Stelle zu suchen. Wurde eine*r derer, die sie vorschlugen eingestellt, gab es eine entsprechende Provision.

Headhunter*in. Was ist das?

Heute spricht man eigentlich von Personalberater*innen, denn das Aufgabengebiet hat sich entscheidend erweitert. Aus dem Cold Call ist eine Strategie für die Talentsuche geworden. Die modernen Headhunter*innen werden schon früh bei der Stellenbeschreibung zu Rate gezogen und müssen längst die komplette digitale Klaviatur beherrschen. Sie schauen nicht mehr nach der Telefonnummer, sondern zuerst einmal nach dem LinkedIn- und Xing-Profil.

Im Unterschied zu Recruiter*innen im Unternehmen, die letztlich auf Bewerbungen warten, ist der*die Personalberater*in – manchmal als Executive-Search-Berater*in bezeichnet – beim Headhunting proaktiv. Die meisten arbeiten in Personalberatungen, die weltweit vernetzt sind. Benötigen Sie eine*n Kandidat*in für eine bestimmte Stelle, dann machen sich diese Agenturen und ihre Angestellten auf die Suche. Sie durchforsten Datenbanken und schauen sich in sozialen Netzwerken an. LinkedIn und Xing sind zu einem wichtigen Rekrutierungsinstrument geworden. Vielleicht haben Sie selbst schon einmal eine Anfrage von Personalberater*innen in Ihrer Inbox gehabt.

Immer mehr Unternehmen setzen auf Headhunter*innen

Auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden, vor allem Führungskräfte, sind Headhunter*innen mittlerweile so gefragt wie nie. Das hat die Studie Personalberatung 2022 des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberatungen ergeben. Im letzten Jahr wurden durch die Hilfe von Headhunter*innen 16 Prozent mehr Stellen besetzt als im Jahr zuvor. Das entspricht insgesamt 76.000 Stellen im Jahr 2021. Gleichzeitig ist der Branchenumsatz um 17 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 2,7 Milliarden Euro gestiegen.

Und einen weiteren Trend gibt es: Personalberater*innen werden eingesetzt, um Interim-Manager*innen zu finden. Diese werden dann gebraucht, wenn ein Unternehmen in Schieflage geraten oder in einer Krise ist. Die Retter*innen kommen dann für eine begrenzte Zeit in die Firma und verlassen sie wieder, wenn die Arbeit getan ist. Gute Personalberatungen haben einen Pool an Namen und Adressen von solchen Teilzeit-CEOs und wissen, wer gerade verfügbar ist.

Warum sollten Sie eine*n Headhunter*in beauftragen?

Es gibt zwei wesentliche Gründe, sich bei einer Stellenbesetzung an eine Personalberatung zu wenden: Sie benötigen Unterstützung im Recruiting oder Sie möchten eine Stellenausschreibung nicht öffentlich machen. Letzteres kann mehrere Gründe haben. In sehr vielen Fällen werden Führungskräfte und Top-Manager*innen gesucht. Ab einer bestimmten Gehaltsklasse werden Sie diese nicht mehr über eine Stellenanzeige finden. Außerdem bewerben sich CEOs selten über ein Portal und schicken einen Lebenslauf.

Spürnasen für Spezialist*innen

Stattdessen können Sie sich an eine*n Headhunter*in wenden, dem*der Sie genau die Stelle und die Anforderungen erklären können. Benötigen Sie einen COO mit Hintergrund in finanziellen Dingen oder soll Ihr CFO einmal Programmierer*in gewesen sein? Ist die Stelle für jemanden, der unbedingt mal im Ausland gewesen sein soll, oder möchten Sie einen CEO, der bewiesen hat, dass er das Unmögliche möglich machen kann?

Kandidat*innen-Suche ganz vertraulich

Manchmal wollen Sie gar nicht öffentlich machen, dass in Ihrem Unternehmen eine Führungsstelle zu besetzen ist. Ein Grund kann darin liegen, dass Sie Ihre Belegschaft noch nicht informiert haben, weil es noch etwas dauern kann. Oder die Person, die derzeit die Stelle besetzt, weiß noch nicht, dass es eine Veränderung geben wird.

Im normalen Recruiting können Personalberater*innen eine Ergänzung zu Ihren normalen Bewerbungsprozessen sein. Sie helfen dann, wenn Sie einfach keine passenden Kandidat*innen finden können. Bei der Besetzung von C-Level-Stellen wissen die Berater*innen besser, wer gerade verfügbar ist und welche Personen zum Beispiel abgeworben werden können.

Was sind die Aufgaben von Headhunter*innen?

Headhunter*innen sind heute keine einsamen Wölfe mehr, die Telefonlisten abarbeiten und Top-Manager*innen bei ihrer Arbeit stören, sie verstehen sich als Beratende für das Unternehmen, von dem sie beauftragt werden, und für die Kandidat*innen, die sie ansprechen.

1. Personalsuche

Die Hauptaufgabe von Headhunter*innen ist nach wie vor, passende Kandidat*innen für eine offene oder neue Stelle zu finden. Dabei sprechen sie Personen, die sie als qualifiziert erachten, direkt an. Sie erwarten von einem*einer Personalberater*in, dass er*sie Ihnen eine kleine Auswahl der bestmöglichen Kandidat*innen für eine Stelle bringt. Diese haben fast die gleichen Qualifikationen, sodass Sie wirklich die Person aussuchen können, die am besten auf die Stelle und in Ihr Unternehmen passt.

Headhunter*innen werden dann eingesetzt, wenn Sie Mitarbeiter*innen der Konkurrenz gezielt abwerben möchten, ohne gleich selbst in Erscheinung zu treten.

2. Beratungsdienstleistungen

Die große Erfahrung, die Personalberatungen haben, geben diese bei Auftragsvergabe gerne an Kund*innen weiter. Dazu gehört zum Beispiel das Gehalts-Consulting. Da die Berater*innen jeden Tag mit der Besetzung von Stellen zu tun haben, kennen sie die Gehaltsvorstellungen von qualifizierten Manager*innen recht gut und können Sie gegebenenfalls korrigieren. Sie kennen sich meist besser mit der aktuellen Gestaltung von Verträgen aus und wissen, welche Forderungen heute gestellt werden.

3. Digitales Recruiting

Die Personalberatung kann aktiv Kandidat*innen auffordern, sich bei ihr zu bewerben, und dient als Puffer zwischen den Bewerbenden und Ihrem Unternehmen. Ein*e Headhunter*in kann dann eine Vorauswahl treffen. Viele Firmen haben sich auf die digitalen Kanäle und Business-Portale spezialisiert.

4. Employer Branding

Headhunter*innen helfen Ihnen bei der Außendarstellung als Arbeitgeber*in. Die Personalberater*innen kennen die Wünsche von Kandidat*innen und wissen recht gut, wie sich ein Unternehmen attraktiv aufstellen kann. Sie können eine neutrale Außenansicht auf Ihr Employer Branding anbieten und Ihnen Tipps zur Verbesserung geben.

5. Talentscouting und Talentmanagement

Bei Personalberatungen, mit denen Sie einen festen Vertrag haben, ist häufig das Talentscouting mit im Angebot. Dabei halten die Headhunter*innen immer die Augen offen nach Talenten, die für Ihre Firma in Frage kommen, selbst wenn gerade keine Stelle zu besetzen ist. Sie verwalten für Sie einen Talent Pool mit Kandidat*innen, auf den Sie dann zu gegebener Zeit einfach zugreifen können.

Was Sie bei Headhunter*innen beachten sollten

Die großen Personalberatungsfirmen und professionellen Headhunter*innen haben heute alle Standards in der Art und Weise, wie sie arbeiten. Die meisten sind Mitglied im Bund Deutscher Unternehmensberater, der einen eigenen Fachverband für Personalberatungen hat.

Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, fundierte Qualitätsstandards in der Branche zu setzen und die Arbeit der Mitglieder zum Wohle der Klient*innen ständig zu verbessern.

Unter anderem hat der Verband einige “Grundsätze ordnungsgemäßer und qualifizierter Personalberatung (GoPB)” formuliert, die für alle Mitglieder verpflichtend sind. Immer wieder kann es aber vorkommen, dass kleinere Firmen oder selbstständige Personalberater*innen ihre Dienste anbieten.

Sie sollten dann auf diese Punkte achten:

  • Transparenz: Personalberater*innen nennen den potenziellen Kandidat*innen ihren Namen und den ihrer Firma. Sie geben gerne Auskunft über ihre Tätigkeit und treten digital mit der erforderlichen Professionalität auf.
  • Kaltakquise: Manche Headhunter*innen machen sich die Arbeit leicht und rufen einfach Geschäftsführende von Unternehmen an, ohne wirklich einen Bezug zu deren Qualifikationen zu haben. Sie bringen Ihnen zwar Namen und Kontakte, aber selten Qualität. Sie sollten bei Auftragsvergabe mit ihnen besprechen, welche Personen sie im Auge haben und warum sie diese kontaktieren möchten.
  • Beratungsqualität und Fachwissen: Da zunehmend mehr Stellen fachliche Qualifikationen benötigen, die selten zu finden sind, sollten Headhunter*innen zumindest grundlegend Bescheid wissen. Die Personalberatung sollte in der Lage sein, Ihnen darzulegen, wie der Markt aussieht und welche Chancen und Herausforderungen es für eine erfolgreiche Suche nach Kandidat*innen gibt.

Wie Headhunter*innen bezahlt werden

Selbst wenn man noch Headhunter*in sagt, ist die Bezahlung kein Kopfgeld mehr. Es gibt im Wesentlichen drei Modelle, nach denen Personalberater*innen bezahlt werden:

  • Prozentsatz des Zieleinkommens
  • Aufwandsentschädigung
  • Retainer/feste Vereinbarung

Nach Untersuchungen des BDU liegt die Honorarhöhe weiterhin konstant bei etwa 26 Prozent des Zieleinkommens. Das bedeutet in der Praxis:

Wird ein*e Kandidat*in Kandidat eingestellt, dessen*deren Gehalt 100.000 Euro beträgt, bekommt die Personalberatung 26.000 Euro Honorar.

Entsprechend der Studie wird dieses Modell in etwa 58 Prozent der Personalberatungen eingesetzt. Ungefähr ein Viertel der Headhunter*innen rechnet nach Aufwand ab, zum Beispiel nach Stunden. Der Rest hat entweder eine dauerhafte Vereinbarung zu einem festen Preis, der monatlich bezahlt wird (Retainer-Modell) oder handelt für eine Suche einen einmaligen Preis aus.

Bei der Bezahlung ist es üblich, einen Teil des Honorars bei Vertragsabschluss zu bezahlen. Sie sollten darauf achten, ob die Personalberatung erfolgsbedingt (bei Einstellung) bezahlt wird oder dann, wenn sie Ihnen eine Auswahl an geeigneten und qualifizierten Kandidat*innen präsentiert.

Die besten Headhunter*innen Deutschlands

Wenn Sie nach einem*einer Headhunter*in suchen, sind die großen Personalberatungen immer eine gute Adresse. Sie haben die größten Ressourcen, kennen sich auf dem Markt aus und arbeiten nach hohen Qualitätsstandards. Gute Headhunter*innen können Sie über Suchmaschinen finden und in den Business-Netzwerken. Dort können Sie nachlesen, wie zufrieden Kund*innen sind und wie aktiv sich die Firma präsentiert, wenn es um Fortbildung und Trends geht. Hier einige der Branchengrößen:

Kienbaum

Das Unternehmen wurde 1945 von dem Diplom-Ingenieur Gerhard Kienbaum gegründet. Er begann nach dem Krieg mit einem Büro für technische Beratung, Übersetzungen und Vertretungen in Gummersbach. Kienbaum wurde das erste Beratungshaus Deutschlands und ist heute führend, wenn es um Personalberatung geht. Sie werden Ihren Kandidat*innen mindestens 200.000 Euro Jahresgehalt zahlen müssen, damit Kienbaum für Sie tätig wird.

Korn Ferry

Das US-Unternehmen Korn Ferry ist seit den 70er Jahren in Deutschland vertreten. Es ist in drei Teile gegliedert: Executive Search, Leadership- und Talent-Beratung, Vergütung, Funktionsbewertung und Organisationsberatung sowie Professional Search, Recruitment Process Outsourcing). Auch hier fängt man erst am 200.000 Jahresgehalt an zu suchen.

Egon Zehnder

Die Schweizer Unternehmensberatung hat einen Schwerpunkt auf Executive Search und Leadership Advisory. Das Unternehmen ist seit den 60er Jahren tätig und hat weltweit 68 Standorte. Es gilt als eine der ersten Adressen für die Suche nach Top-Manager*innen.

Indigo Headhunting

Das deutsche Unternehmen ist Spezialist für Talente aus den Bereichen Finance, Real Estate, Professional Services und Technologie. Es hat seinen Sitz in Frankfurt und gewann mehrere Auszeichnungen als beste Personalberatung. Das Jahresgehalt für mögliche Kandidat*innen liegt bei 100.000 Euro.

Baumann

Die Unternehmensberatung Baumann ist bereits seit 40 Jahren auf der Suche nach Talenten und passenden Kandidat*innen und fängt ab einem Jahresgehalt von 80.000 Euro an. Sie sucht passende Kandidat*innen für Geschäftsführung und C-Level, Bereichs- und Abteilungsleitung, Mittleres Management sowie Spezialist*innen.

Spezialist*innen

Es gibt über diese Generalist*innen hinaus viele Agenturen, die sich auf einzelne Branchen oder Fachkräfte spezialisiert haben. Je spezieller die Anforderungen sind, umso eher kann Ihnen eine kleinere Agentur helfen. So hat sich zum Beispiel die Firma techminds einen Namen als qualifizierte Beratung in der Bauindustrie gemacht. Die Kontrast Personalberatung ist wiederum Expertin, wenn es um Fachkräfte und Führungskräfte aus der Pharmaindustrie und dem Medizinbereich geht.

Aufgaben von Headhunter*innen zusammengefasst

Wenn Sie beim eigenen Recruiting an die Grenzen stoßen oder Führungskräfte suchen, sind Personalberatungen eine interessante Alternative. Sie haben die notwendige Erfahrung und können effizienter nach einem*einer geeigneten Kandidat*in suchen. Das kann Ihnen einiges an Zeit sparen. Personalberatungen haben eigene Headhunting-Datenbanken und können für Sie ein Bewerbungsverfahren durchführen.

Vorteile von Headhunter*innen

Der Vorteil von Headhunter*innen liegt ganz klar in der Qualität der Bewerbenden, die Ihnen vorgestellt werden. Die Berater*innen werden schließlich dafür bezahlt, Ihnen nur die besten Kandidat*innen vorzustellen.

Nachteile von Personalberatungen

Der Nachteil ist, dass diese Dienstleistungen nicht ganz billig sind. Wenn es um das reine Headhunting geht, nehmen die meisten Personalberatungen meist nur für die Besetzung von Spitzenpositionen in Anspruch.

Breites Aufgabenfeld

Headhunter*innen bieten heute aber mehr als nur die Suche nach Kandidat*innen. Für große Unternehmen können sie einige Recruiting-Aufgaben übernehmen, wie die Pflege eines Talent Pools oder die Beratung bei Fragen der Personalentwicklung.

Darauf sollten Sie bei der Auswahl achten

Sie sollten bei der Entscheidung für eine*n Headhunter*in darauf achten, dass:

  • das Unternehmen seine Qualität nachweisen kann, zum Beispiel über ISO-Zertifikate
  • die speziellen Anforderungen Ihrer Stellenbeschreibung verstanden werden
  • digitale Kanäle benutzt werden
  • keine Cold-Calls gemacht, sondern nur qualifizierte Personen angesprochen werden
  • das Honorar dem Aufwand entsprechend angemessen ist
  • Sie eine individuelle Betreuung bekommen
  • bei Berufen mit hohem Fachwissen die Headhunter*innen auf diesen Bereich spezialisiert sind
  • die Webseite und die Aktivitäten in den Netzwerken professionell sind und einen Mehrwert bieten, zum Beispiel über Trends und neue Entwicklungen bei der Personalberatung

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