Wie Unternehmen die Work-Life-Balance fördern können

Zuletzt aktualisiert:
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2021
29.4.21
25/8/2022
25/8/2022
Minuten Lesedauer
Luisa Spardel
Recruitee
In der idealen Work-Life-Balance lassen sich Berufs- und Privatleben problemlos vereinbaren. Erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Arbeitskräfte dabei unterstützen!
Inhalt

Im Beruf richtig Gas geben und gleichzeitig genügend Zeit für Freunde und Familie haben – das wäre für viele Beschäftigte ideal. Genau hier setzt das Konzept der Work-Life-Balance an. Das Ziel dabei ist, eine intelligente Verzahnung von Privat- und Berufsleben zu erreichen. Und das ist heute wichtiger denn je.

Firmen können es sich nicht mehr leisten, ihre Arbeitskräfte unter Bedingungen arbeiten zu lassen, die dauerhaft deren Lebensqualität beeinträchtigen. Zu groß ist der Konkurrenzkampf und Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt. Gute Arbeitsumstände hingegen steigern den Wert der Arbeitgeber*innen-Marke und erleichtern die Rekrutierung neuer Fachkräfte.

In diesem Beitrag erfahren Sie, was es mit der Work-Life-Balance auf sich hat und warum diese für alle Unternehmen jetzt in den Fokus rücken sollte. Außerdem geben wir Ihnen Maßnahmen mit auf den Weg, die für einen gesunden Ausgleich von Arbeit und Privatleben sorgen können.

Die Work-Life-Balance: Definition

Der Begriff beschreibt das Gleichgewicht zwischen den zwei wichtigen Lebensbereichen: Beruf und Privatleben. Diese sollten idealerweise in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und sich gegenseitig nicht negativ beeinflussen. Vielmehr sollten beide Bereiche zu einem erfüllten, glücklichen und gesunden Leben beitragen.

Eventuell haben Sie auch schon von Work-Life-Blending gehört. Damit ist nicht das Gleiche gemeint. Beim Work-Life-Blending verschmelzen die Lebens- und Arbeitswelt miteinander. Ohne klare Abgrenzung wechseln Arbeitskräfte flexibel von dem einen in den anderen Bereich. Das geschieht beispielsweise bei flexibler Arbeitszeit oder der Arbeit im Homeoffice. Hierbei ziehen Arbeitnehmer*innen die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit selbst und finden ihren eigenen individuellen Rhythmus.

Tipp: Work-Life-Blending-Studie von Capterra

Im Januar 2021 hat Capterra eine Studie zum Thema "Personalwesen im Zeitalter von Homeoffice und Wohlbefinden" veröffentlicht, in der untersucht wurde, wie sich der Umschwung auf Remote Work und das Homeoffice auf Angestellte von kleinen und mittleren Unternehmen auswirkt.

Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, erste Anzeichen von Burnout zu erleben. Die Work-Life-Balance wird insgesamt jedoch besser bewertet als noch vor der Pandemie.

Als praktisches Take-away gibt die Studie 3 Tipps, wie sowohl Angestellte als auch Unternehmen für eine ausgewogene Fernarbeit sorgen können.

Warum ist eine ausgewogene Work-Life-Balance so wichtig?

Kommt für Arbeitskräfte die Freizeit zu kurz, fehlt die Möglichkeit zur Regeneration. Die Folgen sind, dass wichtige soziale Kontakte eingeschränkt werden, der Körper eher zu Krankheiten und Erschöpfungszuständen neigt und im schlimmsten Fall ein Burnout eintritt. Kurzum leidet die Leistungsfähigkeit, was sich wiederum negativ auf die Ergebnisse des Unternehmens auswirkt.

Firmen müssen erkennen, dass der Weg zum langfristigen Unternehmenserfolg ein Marathon und kein Sprint ist. Statt an der ständigen Maximierung der Leistung des Einzelnen zu arbeiten, sollten sie eher die dauerhafte Optimierung dieser priorisieren. Wenn Organisationen Freiräume schaffen und so den Konflikt zwischen beruflichen Verpflichtungen und privaten Zielen entschärfen, werden es ihnen ihre Teams in Form von besserer Arbeit danken.

Diese konkreten Vorteile ergeben sich für Arbeitskräfte, Unternehmen und die Gesellschaft, wenn eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatem herrscht.

Vorteile für Arbeitskräfte

  • Weniger Stress und Zeitdruck
  • Mehr Freiräume für Familie, Freunde und Hobbies
  • Gefühl der Selbstverwirklichung
  • Mehr Energie und Ausgeglichenheit
  • Gesünderer Lebensstil

Vorteile für Unternehmen

Vorteile für die Gesellschaft

  • Mehr Zeit für ehrenamtliches, politisches oder soziales Engagement
  • Geringere Belastung des Sozialsystems
  • Gesamtwirtschaftliches Wachstum

Was zerrt an der Work-Life-Balance?

Die Work-Life-Balance rückt immer mehr in den Vordergrund, da sich die Anforderungen im Privat- wie auch im Arbeitsleben in den letzten Jahrzehnten stark verändert haben.

Veränderungen im Privatleben

Generell hat sich das Bild der Familie an sich gewandelt. Statt dass sich ein Elternteil vermehrt um die Kindererziehung kümmert, sind nun meistens beide Partner*innen daran beteiligt und gleichzeitig erwerbstätig. Auch gibt es immer mehr alleinerziehende Eltern, die beiden Rollenanforderungen gerecht werden müssen.

Hinzu kommt, dass die Gesellschaft immer älter wird. Dadurch gibt es mehr pflegebedürftige Menschen. Für viele Erwerbstätige bedeutet das den ständigen Spagat zwischen Arbeit, Kinderbetreuung und Pflege der eigenen Eltern.

Außerdem sind die Ansprüche an eine erfüllende und befriedigende Lebensführung gewachsen. Arbeitnehmer*innen möchten heute die Möglichkeit haben, sich selbst zu verwirklichen und ihr Potenzial voll zu entfalten.

Veränderungen im Berufsleben

Während sich Arbeitskräfte früher hauptsächlich auf die Anweisungen ihrer Führungskraft verlassen konnten, müssen Arbeitnehmer*innen heute mehr Eigenverantwortung und Selbstmanagement-Fähigkeiten zeigen. Der rapide technologische Fortschritt setzt außerdem voraus, dass sich Mitarbeiter*innen schnell neues Wissen aneignen können. Die Einstellung zum lebenslangen Lernen wird entscheidend.

Hinzu kommt ein zunehmender Wettbewerb auf internationaler Ebene, getrieben durch die Globalisierung. Viele Fachkräfte verlassen für die richtigen Konditionen einheimische Arbeitgeber*innen und wandern ins Ausland ab. Gleichzeitig verändert der demografische Wandel die Altersstruktur der Gesellschaft. Die Abnahme der Erwerbsbevölkerung hat unweigerlich eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit zur Folge.

6 Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance

Unternehmen haben es in der Hand, die Work-Life-Balance ihrer Belegschaft zu verbessern. Hier sind sechs bereits weit verbreitete Maßnahmen:

1. Flexible Arbeitszeiten

Das klassische 9-to-5-Modell wird schon längst nicht mehr den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht. Deshalb sind eine Vielzahl von neuen Arbeitszeitmodellen entstanden, die Mitarbeiter*innen zu mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung verhelfen. Zu den beliebtesten gehören:

  • Teilzeit
  • Gleitzeit
  • Vertrauensarbeitszeit
  • Jahresarbeitszeit
  • Zeitwertkonten

2. Telearbeit

Können Arbeitskräfte nur im Büro produktiv sein? Weit gefehlt! Mit Laptop, schnellem Internetanschluss und Diensten wie Slack und Zoom ausgerüstet müssen sich Teammitglieder nicht einmal mehr im selben Land befinden, um gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Das Prinzip der Telearbeit ermöglicht es Mitarbeiter*innen auch ohne persönliche Anwesenheit – aber mit neu gewonnener Flexibilität –, ihrem Job nachzugehen. Dies sind die häufigsten Formen:

  • Homeoffice: Die Arbeitskraft verrichtet die Arbeit vollständig in der eigenen Wohnung.
  • Alternierende Telearbeit: Arbeitnehmer*innen arbeiten abwechselnd zu Hause und im Unternehmen.
  • Mobile Telearbeit: Berufsgruppen mit hoher Reisetätigkeit arbeiten an wechselnden Arbeitsorten (z. B. in Hotels, Zügen, Flugzeugen sowie Büros der Kund*innen).
  • On-Site-Telearbeit: Arbeitskräfte arbeiten für einen festgelegten Zeitraum fast ausschließlich innerhalb der Infrastruktur eines Fremdunternehmens.

3. Sabbaticals

Einmal um die Welt reisen und ferne Länder entdecken? Eine sportliche Herausforderung bewältigen? Freiwilligenarbeit im Ausland leisten? Was auch immer die Gründe sind, den Wunsch nach einer längeren Auszeit vom Job hegen viele Menschen. Wenn es der*die Arbeitgeber*in aber unmöglich macht, sich einen Traum zu erfüllen, resignieren viele Arbeitnehmer*innen oder kündigen irgendwann.

Die Alternative ist, Arbeitskräften die Möglichkeit zu mehrmonatigen Sabbaticals zu geben. Bei ihrer Rückkehr sind diese in der Regel um wertvolle Erfahrungen reicher, motivierter und leistungsfähiger. Natürlich müssen die Einzelheiten immer für den jeweiligen Fall geklärt werden und es können nicht alle Teammitglieder auf einmal davon Gebrauch machen.

4. Kinderbetreuung

Die Kinderbetreuung stellt für viele berufstätige Eltern eine tägliche Herausforderung dar, denn oft decken Kitas nicht die nötigen Tageszeiten ab. Unternehmen können hier Abhilfe schaffen. Und das lohnt sich sogar, wie Studien der Bundesregierung gezeigt haben. Durch die Einführung von familienfreundlichen Maßnahmen konnten Firmen einen positiven Return-on-Investment von bis zu 25 % verzeichnen. Dies sind mögliche Ansätze:  

  • Betriebskindergarten: Einrichtung eines Kindergartens vor Ort, der ausschließlich für die Kinder der eigenen Arbeitskräfte bestimmt ist.
  • Verbund-Kita: Zusammenschluss mit anderen Unternehmen zur Eröffnung eines gemeinsamen Kindergartens.
  • Belegplätze: Reservierung von Plätzen in bestehenden Kitas für die Kinder der eigenen Beschäftigten.
  • Ferienbetreuung: Schaffung von temporären Betreuungsangeboten während der Ferienzeiten.

5. Gesundheitsförderung

Nur gesunde Mitarbeiter*innen sind auf Dauer leistungsfähig und tragen zur Erreichung der Unternehmensziele bei. Gesundheitsfördernde Maßnahmen können einen Ausgleich zur Arbeit schaffen und so die Work-Life-Balance fördern. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie zum Beispiel:

  • Rückenschulungen
  • Ernährungsberatung
  • Sportprogramme und Bewegungstraining
  • Programme zur Stressbewältigung und Entspannung
  • Suchtprogramme
  • Psychologische Beratungsangebote
  • Vorsorgeuntersuchungen
  • Gesundheitsvorträge und -workshops
  • Zuschüsse für Fitnessstudios und Kurse

6. Personalentwicklung

Die meisten Beschäftigen möchten mehr als über Jahre hinweg tagein tagaus denselben Job erledigen. Unter Monotonie leidet jeder irgendwann. Personalentwicklungs-Instrumente wie Job Rotation, Job Enlargement und Job Enrichment bringen Abwechslung und schaffen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. So kann es funktionieren:

  • Job Rotation: Mitarbeiter*innen wechseln den Arbeitsplatz und damit ihre Aufgaben innerhalb des Unternehmens.
  • Job Enlargement: Der Tätigkeitsbereich einer Arbeitskraft erweitert sich und der*die Mitarbeiter*in übernimmt zusätzliche Aufgaben mit demselben Anforderungsniveau.
  • Job Enrichment: Der*Die Beschäftigte übernimmt neue Tätigkeiten auf einem höheren Anforderungsniveau.

Einfluss der Führungskräfte auf die Work-Life-Balance

Führungskräften fällt eine Schlüsselposition bei der Verbesserung der Work-Life-Balance im Unternehmen zu. Zum einen gehören sie zur Gruppe der Personen, deren Balance am ehesten durch hohe Anforderungen und Leistungsdruck aus dem Gleichgewicht gerät. Zum anderen nehmen sie durch ihr Führungsverhalten einen großen Einfluss auf die Work-Life-Balance der ihnen unterstellten Teammitglieder.

Damit Beschäftige auf allen Ebenen einen gesunden Ausgleich zum Job genießen können, ist es entscheidend, dass die Führungsriege mit gutem Beispiel vorangeht. Ihre täglichen Entscheidungen zeigen, wie die Work-Life-Balance im Unternehmen priorisiert wird. Beispielsweise kann eine Führungskraft von einem*einer Mitarbeiter*in verlangen, einen Bericht noch bis spät abends fertigzustellen, oder erkennen, dass der*die Kolleg*in am nächsten Morgen sicherlich besser in der Lage ist, die Tätigkeit zu erledigen.

Fazit

Um die Work-Life-Balance ist es in Deutschland gar nicht so schlecht bestellt. Immerhin landen wir im internationalen Vergleich von 40 Ländern auf Platz neun, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ermittelt hat. Jedes Unternehmen kann einen Beitrag dazu leisten. Oft schon kleine Veränderungen können bei den Mitarbeiter*innen eine große Wirkung zeigen. Wenn Sie unsere angesprochenen Maßnahmen ausprobieren, kann sich vielleicht schon bald Ihr Unternehmen zu denen mit der besten Work-Life-Balance Deutschlands zählen.

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